Spielberichte der Herren 2023/2024

6. Juni 2024

Chancenwucher, Torfestival und Cinderella-Story: Neumühler SV gibt Sieg im letzten Saisonspiel ganz spät aus der Hand


Panik herrschte am Vormittag des letzten Spieltages der Landesklasse IV beim Neumühler SV. Selbst mit einem Einsatz des eigentlichen Trainerdous Waack/Baruschke als Spieler käme man nur auf 10 Mann, die den langen Weg nach Carlow antreten könnten. Bei Nichtantritt drohte eine hohe Strafe, bei einem Spiel in Unterzahl die nächste hohe Niederlage. Irgendwie fand sich dann doch schließlich ein Dutzend Spieler zusammen, das die Reise antreten sollte. Nach einer dreiviertel Stunde Fahrt über holprige Straßen und dichte Wälder, die den Anschein machen würden, als würden sich hier Fuchs und Hase gute Nacht sagen, kam man schließlich im weit entfernten Carlow an, wo die Menschen bestimmt schon Viertel vor statt dreiviertel sagen. Im Kabinentrakt, den der Verein sich übrigens mit der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes teilte, musste man aufpassen, dass man nicht falsch abbog und aus Versehen im Wahllokal landete, welches sich auf dem gleichen Flur befand.


Die finale Aufstellung der Angereisten las sich auf dem Papier ganz gut, entsprechen optimistisch waren die Schweriner dann doch, nach der Horrorserie von 11 Niederlagen am Stück endlich mal wieder Punkte zu holen und die Saison mit einem Erfolgserlebnis zu beenden. Doch schnell gab es im Spiel den ersten Rückschlag, als Paul Kaltschnee in der ersten Minute des Spiels zur Führung für die Heimmannschaft nach einer Ecke einschob. Zu dieser Moment hatte im bisherigen Spiel nur ein Spieler des Neumühler SV den Ball berührt, als er diesen zuvor zur Ecke geklärt hatte. Anders als in vorherigen Begegnungen ließen die Schweriner sich diesmal davon aber nicht runterziehen, sondern begannen sofort die Jagd nach dem Ausgleich. Nach einigen ersten, noch zaghaften Annäherungen belohnten sie sich in der 17. Minute durch Windhund Justin Boller, der im gegnerischen Sechzehner einen Pass von Carlower Schlussmann Bahnert abfing und diesen anschließend überwand. Vorausgegangen war ein unwiderstehliches Ein-Mann-Pressing von Dampframme Stephan Schulz, der den Torwart unter Druck gesetzt hatte.


Hüben wie drüben gab es nun Chancen und Abschlüsse für die Teams. Nett gesagt spielten sie mit offenem Visier, ehrlich beschrieben waren die Defensivreihen schlichtweg dauerhaft löchrig wie ein Maasdamer. Sieben Minuten nach dem Ausgleich gab es für die Gäste die große Möglichkeit zur Führung, als der Unparteiische Matthias Krull etwas fragwürdig auf den Punkt zeigte. Kapitän Christian Schröder war es egal, er guckt Bahnert aus und hüppelte den Ball gekonnt in die andere Ecke. Doch die Führung brachte keine Ruhe ins Spiel, das muntere Scheibenschießen ging immer weiter. Was die Zuschauer freuen dürfte, sorgte bei den Trainern beider Mannschaften für das eine oder andere graue Haar. Kurz vor der Halbzeit fielen in einer wilden Sequenz noch einmal drei Tore. Erst drehte Carlow durch zwei fast identische Kontertore das Spiel innerhalb von einer Minute durch Max Holst und Marcel Musielak auf 3:2, Neumühle antwortete noch vor der Pause durch Florian Hoffmann, der sich glücklicherweise gegen einen Rabona entschied und mit links nach einer Hereingabe am kurzen Pfosten die Knitte in den Maschen versenkte. Diesem Treffer war ein klares Foul vorausgegangen, dass Krull und sein Team aber genauso übersehen hatten wie ein vermeintliches Handspiel bei einem Carlower Treffer. Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff vergab Boller die Riesen-Mega-Giganten-Möglichkeit auf die erneute Führung seiner Farben, als er es tatsächlich schaffte, den Ball aus fünf Metern freistehend sowie ohne Druck über das Tor und in Richtung Bierverkauf zu schießen. Auch nach der Pause sollte er in seinem letzten Spiel für den Neumühler SV weiterhin eine zentrale Rolle spielen.


Denn die ersten 20 Minuten des zweiten Durchgangs waren von vergebenen Großchancen auf beiden Seiten geprägt. Musielak auf Seiten der Gastgeber versagten dabei mehrfach die Nerven vor Torhüter Ludwig Rusch und seine unpräzisen Querpässe konnten von Haudegen Benjamin Schröder noch geklärt werden. Boller hingegen versemmelte auf der Gegenseite genug Chancen für eine ganze Rückrunde und konnte sein Pech kaum fassen. In der 74. Minute konnte er schließlich den Bann brechen und sein zweiter Tor markieren, als er nach einer Ecke fulminant aus dem Rückraum abzog und die Kugel unten links einschlug. Erneut sorgte der Vorsprung eher für Unruhe bei den Schwerinern, die sich danach erneut bei ihrem Torwart Ludwig Okto-Rusch bedanken konnten, der zweimal mit seinen Tentakeln sensationell im Eins-gegen-Eins hielt und das Ergebnis sicherte. Zuvor hatte Benjamin Schröder bereits einmal für seinen Schlussmann auf der Linie geklärt.

Waack zog seinen einzigen Joker in der 84. Minute und brachte Philipp Sulkowski für Stephan Schulz. Sulkowski, der sein erstes Spiel nach langer Verletzungspause machte, stand sofort im Rampenlicht. Einen Befreiungsschlag machte er an der Mittellinie fest und bediente rechts Hoffmann, der eine Flanke in den Strafraum schlug. Dort rutschte das Spielgerät an den zweiten Pfosten durch, wo Sulkowski sichtlich nervös vor Bahnert auftauchte. Nach einem kurzen Stepptanz auf der Stelle schnippelte er den Ball in gefühlter Zeitlupe präzise ins rechte Eck zum 3:5. Anschließend brachen bei Neumühle alle Dämme, die Märchenstory war perfekt, nur ohne Prinzessin, dafür aber mit Bierkasten. Als kurze Zeit später Carlow noch einen Elfmeter vergab, Kapitän Schröder hatte im Sechzehner überaus deutlich einen Textiltest bei seinem Gegenspieler durchgeführt, roch es ganz stark nach Auswärtssieg. Okto-Rusch verhöhnte die gegnerischen Angreifer nahezu schon, als er einen Bogenlampe-Abschluss nicht fing, sondern mit der Sohle stoppte. Anschließend drehte er sich auf der Stelle wie ein Hund, der es sich bequem machen möchte, und schnappte sich das Leder.


Doch die Gastgeber gaben nicht auf und gingen mit allerletzter Kraft in die Nachspielzeit, in der Paul Kaltenschnee nach dem schönsten Spielzug des Tages den Anschlusstreffer erzielte. Mit der letzten Aktion gab es noch einmal nach ziemlicher Verzögerung einen Freistoß nahe des Neumühler Strafraums. Das angebliche Handspiel war aber höchstens minimal und der direkt daneben postierte Linienrichter brauchte mehr als 5 Sekunden, um die Fahne zu heben. Diese Fehlentscheidung rundete die Leistung von Krull und seinen Assistenten, die sich irgendwo zwischen unglücklich und miserabel einordnete, passend ab. Die folgende Flanke köpfte Musielak aufs rechte Eck, Okto-Rusch konnte den Ball nicht am Pfosten vorbei, sondern nur gegen diesen lenken, wovon er über die Linie zum 5:5 sprang. Nun war der Jubel bei der SG Carlow riesig, die tatsächlich noch die Niederlage abwenden konnte. Danach beendete Krull schließlich die Partie.


Somit beendet der Neumühler SV die Saison mit einem Unentschieden und die Rückrunde mit mageren vier Punkten, was ebenfalls den Abstieg in die Kreisoberliga bedeutet. Wäre ein Unentschieden vor dem Spiel noch ein Traumergebnis gewesen, ist das Ergebnis aufgrund des Spielverlaufes recht bitter. Erneut stand die schaurige Defensive einem besseren Ergebnis im Weg. Auf Waack und Baruschke kommt nun in der Sommerpause die große Aufgabe zu, für Stabilität in der Verteidigung zu sorgen. Mit der Rückkehr einiger verletzter Spieler sollte sich zumindest die Kadersituation etwas entspannen. Nun folgt vorerst die Sommerpause, am 10. August steht aber bereits der erste Testspiel-Termin gegen Landesklassen-Aufsteiger VFB Goldenstädt.



Neumühler SV spielte mit: Rusch – Holst, Grap, B. Schröder, C. Schröder (C) – Hahn, Zengel – Hoffmann, Dombrowski, Boller – Schulz (84. Sulkowski)


Vier Gegentore trotz dreier Torhüter –

Hagenower SV besiegelt Abstieg der Neumühler Herrenmannschaft


Düstere Wolken hängen derzeit über der staubigen und knochenharten Ranch im besinnlichen Schweriner Stadtteil Neumühle. Nach dem Aufstieg als Tabellendritter aus der Kreisoberliga droht dem SV bei zwölf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und nur noch vier ausstehenden Spielen der direkte Wiederabstieg, dessen Verhinderung unwahrscheinlicher sein dürfte als die Meisterschaft von Leicester City in der Saison 2015/2016. Gegner am 23. Spieltag war der Hagenower SV, der die vorherige Saison als Meister abschloss, sein Aufstiegsrecht jedoch nicht wahrnahm und dem Tabellenzweiten aus Upahl überließ. Immerhin wettertechnisch scheint für den Neumühler SV weiterhin die Sonne, den auch an diesem Spieltag wärmte sie die Spieler bereits vor dem Anpfiff. Und da Torhüter Ludwig Rusch und Abwehrrecke Robert Hahn etwas früher als der Rest da waren, konnten sie die Sonnenstrahlen in den gemütlichen Korbstühlen noch etwas genießen, bis der Rest der Mannschaft um den heutigen Chef Simon „Barry“ Baruschke eintraf.


Ähnlich wie der Tabellenletzte hinkte auch Hagenow seiner Form hinterher, weswegen der automatische Vorbericht von Fußball.de das Spiel passenderweise als „Kräftemessen der Formschwachen“ bezeichnete. Die Gastgeber waren durch sechs Niederlagen am Stück tief in den spannenden Abstiegskampf der Landesklasse IV gerutscht und brauchten daher die Punkte genauso wie die seit acht Spielen punktlosen Schweriner. Mal wieder hatte man es als Trainer nicht leicht, Coach Barry standen neben den elf Startspielern, darunter mit Benjamin Schröder und Rusch zwei Torhüter, mit Kevin Salchow und Bastian Burghardt nur zwei A-Jugend-Spieler als Wechsler zur Verfügung. Letzterer ist eigentlich auch Torwart, stellte sich aber uneigennützig als Feldspieler zur Verfügung. Passenderweise merkte Kapitän Christian Schröder im Mannschaftskreis an, dass man nichts mehr zu verlieren hätte und befreit aufspielen könne, um den Bock endlich umzustoßen. Vor den Augen von 50 Schaulustigen eröffnete der Unparteiische Steffen Schmidt die Partie auf dem butterweichen Kunstrasen, der sich anfühlte, als würde man auf Wolken laufen.


Die Hagenower zeigten sich von Anfang an sehr körperlich in den Zweikämpfen, was vom Schiedsrichter und seiner langen Leine geduldet wurde. Neumühle zeigte am Anfang Anpassungsschwierigkeiten an diesen Stil und ging nach neun Minuten in Rückstand. Einen ersten Kopfball aus wenigen Metern konnte Schlussmann Rusch mit seinen Tentakeln noch sensationell von der Linie fischen, wenige Sekunden später war er aber das erste Mal an diesem Tag machtlos, als Danilo Grewe ebenfalls aus sehr kurzer Distanz freistehend köpfen durfte und die Führung erzielte. Diskussionen um ein mögliches Foul, Abwehrspieler Timon Sulkowski war im Kopfballduell klar unfair geschoben worden, fanden kein Gehör beim Offiziellen, der ansonsten aber durch seine ruhige und kommunikative Art die Partie gekonnt leitete. Die Gäste zeigten sich erneut anfällig bei langen Bällen hinter die letzte Reihe, die den schnellen Offensivkräften noch zu viel Raum bot. Im Angriff konnte man in den ersten Minuten bis auf einen zwar satten, aber zu zentralen Schuss von Robert Hahn, heute auf der Sechs aufgeboten, nichts vorweisen.

Umso überraschender fiel dann der Ausgleich in der 19. Minute. Hahn bekam den Ball und spielte einen gechippten Lupfer-Steckpass in den Lauf des einstartenden Florian Hoffmann, der sich nicht lumpen ließ und lässig per Lupfer den schmeichelhaften Ausgleich erzielte. Mit diesem Treffer stabilisierte sich Neumühle für eine Zeit lang, der eigentliche Torhüter Schröder, der früher auch mal als Abwehrspieler angefangen hatte, zeigte sich als solider Abwehrchef und schickte die Gegner mit seinen lautstark kommunizierten Abseitsfallen desöfteren ins Abseits. Diese Fallen stellte er dabei geschickter als ein Wilderer in den Wäldern von Connecticut. Umso bitterer war das 2:1 nach einer Ecke, als Rusch erneut überragend hielt als hätte er acht Arme, weswegen sich der Spitzname Okto-Rusch aufdrängt. Grewe schaltete schneller als die Gäste-Abwehr und brachte per Abstauber seine Farben erneut in Front. Der Schweriner Offensivmotor klemmte nach wie vor und brachte bis zur Pause nichts Zählbares mehr zustande.


In der Halbzeit änderte Baruschke die taktische Grundausrichtung und wollte sein Team ins verstärkte Pressing schicken. Die Umsetzung auf dem Feld ließ aber stark zu wünschen übrig. Neumühle lief bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit oft nur hinterher und musste in der 53. Minute einen erneuten Gegentreffer hinnehmen. Nach dem besten Nimm-du-ihn-ich-hab-ihn-sicher-Prinzip tanzten Sulkowski und Kapitän Christian Schröder Ringelreihen um den Ball, den sich schließlich ein Hagenower schnappte und vor Torwart Rusch auf Robert Dietrisch querlegte, sodass dieser problemlos ins leere Tor einnetzen konnte. Damit fingen sich die Angereisten auch das 100. Gegentor der Saison ein und untermauerten unfreiwillig damit ihre Tabellenposition am Ende der Liga. Mit zunehmender Spieldauer und nachlassenden Kräften wurde die Partie immer einseitiger und nur der in Höchstform spielende Rusch verhinderte mehrfach weitere Gegentreffer für sein Team.

In der 60. Minute feierte Kevin Salchow schließlich sein Debüt für die Neumühler Herrenmannschaft, als er für Henrik Kojetin eingewechselt wurde, der alterstechnisch vielleicht sogar sein Vater sein könnte. In seiner ersten halben Stunde überzeugte Salchow durch Einsatz sowie Technik und lieferte eine vielversprechende Kostprobe seines Könnens. Sein Team aber musste in der 68. Minute den nächsten Gegentreffer hinnehmen, als Finn Greitens nach einem der zahlreichen langen Bälle frei durch war und souverän einschob. In der 72. Minute musste Linksaußen Boller verletzt runter, Jürgen Klopp würde die Blessur als „Ganzkörperprellung“ beschreiben. Boller, der in Halbzeit Eins schon gehörig auf die Socken bekommen hatte, erinnerte beim Verlassen des Platzes den einen oder anderen Kenner an Ousmane Dembele beim halbwegs grazilen Überqueren einer Werbebande im DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern München. Er wurde durch den Burghardt ersetzt, sodass nun drei eigentliche Torhüter für Neumühle auf dem Platz standen. Als sich Stürmer Erik Ludwigs wenig später den Knöchel verdrehte, mussten die Gäste die Schlussviertelstunde in Unterzahl über die Bühne bringen. Mit dem Schlusspfiff des Unparteiischen endete dieses erneut gebrauchte Spiel für den Neumühler SV, das allen minimalen Restchancen auf den Klassenerhalt ein Ende setzte.


Jenes Spiel war ein Spiegelbild der bisherigen Rückrunde der Schweriner. Die ersten 45 Minuten spielte man gut mit, musste am Ende aber aufgrund von unnötigen Gegentoren, schlechter Abwehrarbeit und mangelnder offensiver Durchschlagskraft erneut die Segel streichen und nun den bitteren Gang in die Kreisebene antreten. Faszinierenderweise hat man mit 44 Toren mehr geschossen als der Hagenower SV, der drei enorm wichtige Punkte einfahren konnte, und auch den Tabellensechsten aus Warin übertrumpft man in dieser Statistik. Die schlechte Defensive zeigte sich aber als zu großes Hindernis im Kampf um den Klassenerhalt. Immerhin besteht noch die Chance, nicht als Tabellenletzter abzusteigen, Neustadt-Glewe liegt nach wie vor nur zwei Punkte vor einem auf Platz 13. Als Nächstes empfängt nun den TSG Gadebusch auf der heimischen Ranch, während Hagenow nach Carlow reist.


Neumühle spielte mit: Rusch – Grap, B. Schröder, Sulkowski, C. Schröder (C) – Hahn, Kojetin (60. Salchow) – Hoffmann, Dombrowski, Boller – Ludwigs (72. Burghardt)


Niederlage trotz 0:2-Führung

Neumühler Herren verlieren auch gegen FC Schönberg II


Nach enttäuschenden Spielen gegen die direkte Abstiegskonkurrenz ergab sich für den Neumühler SV am 19. Spieltag die vorerst letzte Gelegenheit, gegen ein anderes Kellerkind Punkte zu sammeln. Gegen die zweite Mannschaft des FC Schönberg musste dringend ein Sieg her, um neue Hoffnung im Abstiegskampf schöpfen zu können. Mal wieder standen den Trainern Waack und Baruschke nur 12 Mann für diese Mission parat, nichtsdestotrotz wollte man das Beste draus machen und die Partie zumindest nicht verlieren. Trotz der brenzligen Situation war die Stimmung vor dem Anpfiff gut im Team, auch wenn Abwehrkante Tom Grap seinen Mitspieler Robert Hahn für dessen vorbildliche Fahrweise ganz im Sinne der STVO bepöbelte. Topscorer Marc Kirchhoff verstärkte die gute Laune mit fetten Beats aus seiner eigens dafür mitgebrachten Box. Die Mucke veranlasste Fabian Bebernitz, seine Tänzerhüfte zu demonstrieren, die ihm 2008 die Vizemeisterschaft der Schweriner Tanzmeisterschaften in der Kategorie „U16 Männlich Samba Einzeln“ einbrachte.


Taktisch bediente sich das Trainergespann eines Kniffes und pferchte die Mannschaft zwischen den Schröders ein. Hinten Torwart Benjamin, vorne Kapitän Christian. Diese sollten das hochmotivierte Team anleiten. Außerdem durfte Timon Sulkowski endlich wie gewünscht auf der offensiven Außenbahn auflaufen, während Janne Dombrowski und Dominic Kern die Nachwuchs-Doppelsechs bildeten. Pünktlich mit dem Aufwärmen verschwanden auch die Regenwolken und wichen der Sonne, sodass Hahn seine Spielerhandschuhe ganz schnell wieder ausziehen konnte. Somit war alles für einen erfolgreichen Fußballnachmittag vorbereitet.


Kurz nach Anpfiff musste Keeper Schröder einen flatternden Distanzschuss gekonnt auf die Latte pritschen, ansonsten begann das Spiel für die Schweriner perfekt. Bei einem Einwurfschleudersteilpass von Tanzass Bebernitz, der dabei erneut seinen geschmeidigen Körper unter Beweis stellte, erlief sich Kirchhoff schneller als alle Gegenspieler die Kugel und piekte sie in der achten Minute gekonnt am Schönberger Schlussmann Scheffler vorbei zur frühen Führung. Seinen Wert für die Mannschaft zeigte der Torschütze nur 60 Sekunden später erneut, als er einen Zuckerpass auf Rechtsaußem Justin Boller spielte. Der Mann mit der windschnitten Frisur demonstrierte sein enormes Tempo und ließ auch Scheffler keine Chance, sodass es nach nicht einmal zehn Minuten 0:2 für die Gäste stand. Defensiv zeigte man sich zwar etwas nachlässig, aber Schönberg war noch gnädig mit den Fehlern. So kamen der Neumühler SV zu weiteren Topchancen. In der 17 Minuten zwirbelte Bebernitz die Kugel mit der Außenmauke aus der Distanz aufs kurze Eck, scheiterte aber wie Kirchhoff zehn Minuten später an Scheffler, der beide Male stark parierte. Vor allem die Chance des Spielmachers war dabei eine hundertprozentige, da er aus 10 Metern vollkommen frei abziehen durfte, aber zu zentral schoss. Dies tat er vermutlich ganz im Sinne des Fair Play, hatte er sich vorher den Ball doch regelwidrig, aber ungesehen von dem Unparteiischen mit der Hand vorgelegt.


Die Gäste bestraften die fehlerhafte Verteidigung der Gäste schließlich, als Kevin Kowalski in Minute 32 nach einem Pfostenschuss eiskalt abstaubte und den Anschluss erzielte. Doch die Angereisten reagierten prompt und trafen erneut durch Kirchhoff nur zwei Minuten später zum 1:3, wenn auch mit gütiger Mithilfe von Torwart Scheffler, der einen zentralen Kopfball durchrutschen ließ, wofür sich der Torschütze auch artig bedankte und damit auch seinen zuschauenden Kindern ein weiteres Mal ein gutes Vorbild war. Erneut dauerte es keine 120 Sekunden bis zum nächsten Treffer, diesmal wieder für Schönberg, als Conner Meyer nach einer kurz ausgeführten Ecke vollkommen freistehend im Sechzehner volley einschob. Das Rätsel, wer ihn eigentlich decken sollte, wurde bis heute nicht geklärt.


Damit waren genug Tore in der ersten Hälfte gefallen und Neumühle gewann nach langer Zeit mal wieder zumindest eine Halbzeit, wie Kirchhoff messerscharf analysierte. Vor allem vom Einsatz und der Präsenz zeigte man sich stark verbessert, Dombrowski und Kern hielten im Mittelfeld gegen die geballte Erfahrung der Gastgeber mit ihrer jugendlichen Energie gegen und entschieden somit einen Großteil der Zweikämpfe für sich. Grap gab zwar seine Tempodefizite gegenüber seinem Gegenspieler offen zu, dies störte jedoch keinen, da er ihn ansonsten besser im Griff hatte als ein Sugardaddy seine Lustgespielinnen. Auch der wieder mitgereiste verletzte Kapitän Lucas Ollhoff war soweit zufrieden. Das sollte sich jedoch in der zweiten Halbzeit schnell ändern.


Fünf Minuten nach Wiederanpfiff zischte ein Steckpass durch die Neumühler Abwehr, Hahn wollte per Grätsche zu Schröder zurückspielen. Zu seinem Schrecken war sein Rückspiel jedoch viel zu kurz, sodass Rene Lübcke den Torwart umkurven und den Ausgleich erzielen konnte. Wieder einmal dauerte es nicht lange bis zum nächsten Tor, wieder war Hahn entscheiden daran beteiligt, als er über den Ball schlug und Lübcke am Ende erneut erfolgreich war. Das Spiel war dadurch innerhalb kürzester Zeit gedreht worden, stand nun 4:3 für die Schönberger Zweitvertretung.


Boller ergab sich dann die Riesenmöglichkeit auf das 4:4, als er nach feinem Ball von Kirchhoff bereits Scheffler umkurvt hatte, aber mit einer phänomenalen Grätsche doch noch am Abschluss auf das leere Tor gehindert wurde. Danach begann das teaminterne Duell zwischen Hahn und Sulkowksi um die größte Blessur. Der Abwehrspieler spürte es in Oberschenkel, Wade, Knöchel und Zeh (nicht zu verwechseln mit dem Kinderlied „head, shoulders, knees and toes“), der Flügelflitzer in den Waden. Wenigstens dieses Duell konnte Hahn an diesem Tag noch für sich entschieden, sodass Sulkowski zu seinem Schock auf dem Feld und fortan in der Abwehr spielen musste, als Thomas Penz in der 67. Minute für den stark lädierten Verteidiger kam. Das Spiel war nach wie vor offen, auf beiden Seiten ergaben sich Chancen auf weitere Tore. Schlussmann Schröder parierte gut im Eins-gegen-Eins, auf der Gegenseite verzog Boller nach guter Kombination aus spitzem Winkel knapp am langen Kreuzeck vorbei. So mussten die 37 Zuschauer bis zur 70. Minute auf das nächste Tor warten, als die Gastgeber einen Freistoß in der gegnerischen Hälfte schnell ausführten und Wesley Wehsel auf 5:3 erhöhen konnte. Die Schweriner gaben aber nicht auf und näherten sich immer weiter an, bis Kern in der Schlussphase den Anschluss markieren konnte, wobei er auch davon profitierte, dass Gegner Daniel Bremer im Laufduell von einer Verletzung heimgesucht wurde und nicht mehr hinterherkam. Folglich blieb die große Chance zum Ausgleich aber aus, vielmehr war Schönberg wie zu einem Großteil der zweiten Halbzeit feldüberlegen und traf mit der letzten Aktion noch zum 6:4, als man einen zu kurzen Abstoß abfing und Wehsel seinen zweiten Torerfolg bejubeln durfte. Unmittelbar danach beendete der Schiedsrichter die Begegnung.


Somit verlor der Neumühler SV auch das fünfte Spiel in Folge und findet sich nach den Siegen der Konkurrenz nun auf dem letzten Platz der Landesklasse IV wieder. Zwar zeigte man sich vor allem in der ersten Halbzeit stark formverbessert, musste am Ende wieder aufgrund der zu schwachen Defensivleistung und trotz vier selbst geschossener Tore ohne Punkte nach Hause fahren. Der Relegationsplatz bleibt mit drei Punkte Abstand immerhin noch in Schlagdistanz, die zurzeit dort platzierte SG Aufbau Boizenburg empfängt man demnächst auf der Ranch. Aber mit einer löchrigen Verteidigung und einer sehr schlechten Tordifferenz wird das Unternehmen Klassenerhalt immer schwieriger, zumal nun mit FC Anker Wismar II und dem Poeler SV als nächstes zwei Spitzenteams auf dem Spielplan stehen und das Duell mit Boizenburg das letzte gegen ein Team aus dem Tabellenkeller sein wird. Nimmt man die positiven Dinge mit in die verbleibenden Spiele und behält sie über 90 Minuten konsequent vorbei, kann aber noch etwas für das Team möglich sein.

 

Neumühler SV spielte mit: B. Schröder – Grap, Zengel, Hahn (67. Penz), Bebernitz – Dombrowski, Kern – Boller, Kirchhoff, Sulkowski – C. Schröder (C)


Debakel auf der Ranch:

Neumühler Herren kommen gegen Rehna unter die Räder


Die Wochen der Wahrheit gehen weiter im beschaulichen Schweriner Stadtteil Neumühle. Nach zwei krachenden Niederlagen gegen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf folgte das dritte Duell gegen eine Mannschaft aus dem Tabellenkeller der Landesklasse IV, mit dem Rehnaer SV reiste der aktuelle Inhaber des Relegationsplatz 11 auf die „Ranch“. Beide Teams waren punktgleich und nur aufgrund des besseren Torverhältnisses standen die Gäste vor der Heimmannschaft. Somit war alles für ein klassisches Sechs-Punkte-Spiel angerichtet. Auch Trainer Thomas Waack kehrte zurück auf die Trainerbank und stand gemeinsam mit seinem Assi Simon Baruschke nun vor der großen Aufgabe, eine neue Abwehr für seine Mannschaft zusammenzustellen, der ohnehin kleine Kandidatenkreis war durch den krankheitsbedingten Ausfall von Thomas Penz und Timon Sulkowski nochmal verringert worden. Am Ende musste im Vergleich zur Vorwoche eine komplett neue Viererkette her, auch in den anderen Mannschaftsteilen gab es einige Änderungen. So kehrte Ludwig Rusch zurück ins Tor, sein Konkurrent Benjamin Schröder musste in der Verteidigung aushelfen. Neben ihm liefen auch der eigentliche Stürmer Zengel und Tom Grap auf. Vor allem Letzterer zeigte sich heiß wie Frittenfett auf der ungewohnten Rechtsverteidigerposition. Kapitän Christian Schröder war zur Auflockerung am Vortag noch bei Luke Mockridge gewesen und wollte die positive Energie nun auch für das Spiel nutzen. Das Trainergespann schwor die Mannschaft auf diese immens wichtige Begegnung ein, in der viel auf dem Spiel stand.


Doch alle Hoffnungen, Pläne und Vorhaben wurden bereits nach wenigen Minuten zunichte gemacht. In einer zerfahrenen Anfangsphase nutze der Gegner bereits in der sechsten Minute seine erste Chance zur frühen Führung, nachdem das Generationenduo Kojetin/Dombrowski nicht entscheidend in den Zweikampf gekommen waren und Dustin Gebauer nach einem Pass in die Mitte einschieben konnte. Nur 180 Sekunden später dann der nächste Schock: Dribbelkönig Dombrowski verletzte sich an der Achillessehne und musste minutenlang behandelt werden, schließlich kam Erik Ludwigs für ihn in der 18. Spielminute. Nur zwei Zeigerumdrehungen später dann der nächste Nackenschlag: Tim Weinkauf erhöhte nach einem Flachpass durch die Abwehr auf 0:2 und nur zwei Minuten später konnte Nils Krause bereits das 0:3 erzielen. Die Rehnaer spielten sich in dieser Zeit in einen regelrechten Rausch und überrannten die Gastgeber komplett. Mitte der ersten Hälfte konnte sich Schlussmann Rusch das erste Mal auszeichnen und einen Abschluss noch mit den Fingerspitzen zur Ecke lenken. Wenig später drosch Gebauer die Kugel nach einem Solo, das Florian Wirtz neidisch gemacht hätte, knapp über das Gehäuse. Schließlich gab es in der 30. Minute noch einen Elfmeter für den Feind, der diesen aber nur an den Pfosten und den Nachschuss am Tor vorbei setzte. Vier Minuten vor der Halbzeit fiel dann schlussendlich das 0:4, als Aushilfsverteidiger Schröder eine Flanke unglücklich ins eigene Tor grätschte. Schiedsrichter Riebau hatte anscheinend schon das Mitleid befallen, denn er notierte sich als Torschützen den Passgeber Danny Softwedel. Bereits jetzt sah es düster für Neumühle aus, sodass Invalide Rötger Holst, der das Spiel nur hilflos von außen verfolgen konnte, Trost in übermäßigem Bierkonsum suchen musste. Dieses Hopfengetränk war als Schulter zum Ausheulen gleich gefordert, denn noch vor der Halbzeit musste man noch das 0:5 hinnehmen, als Gebauer seinen Doppelpack schnürte.


Nach einer desolaten ersten Halbzeit mit einem deutlichen Rückstand ging es in die Pause. Die schlechte Leistung stachelte die Kinder von Coach Waack, eines davon frisch durch die Jugendweihe nun in der Welt der Erwachsenen angekommen, anscheinen dazu an, dem Team helfen zu wollen und sich warmzulaufen. Jedenfalls musste Waack seine Sprösslinge mehrfach ermahnen, auf der Wechselbank sitzen zu bleiben. In der Halbzeit fand Co-Trainer Barry klare Worte, um sein Team aufzurichten. Gemeinsam sollte nun wenigstens die zweite Hälfte für die 60 Zuschauer gewonnen werden. Als taktischer Kniff wechselte Koje von seiner Linksverteidigerposition mit Kapitän Chrischi auf der Sechs und rieb sich in den nächsten 45 Minuten mehr in den Zweikämpfen auf als Harvey Weinstein an jungen, vielversprechenden Schauspielerinnen.


Die Halbzeitansprache schien sogleich Wirkung zu zeigen, denn in der 47. Minute konnte Florian Hoffmann nach Flanke von Rechtsaußen Justin Boller den ersten Ehrentreffer erzielen. Kurz darauf gab es für Goalgetter Marc Kirchoff die Chance auf Tor Nummer Zwei, doch nach schöner Kombination zwischen Boller, Hoffmann, Kern und seiner Wenigkeit sauste der Schuss knapp über die Querstange. Neumühle präsentierte sich in diesem Abschnitt deutlich verbessert, musste aber in der 54. Minute den nächsten Gegentreffer verdauen. Die Abseitsfalle schlug fehl, im Zwei-gegen-Eins war es für Softwedel ein Leichtes, sein zweites Tor zu markieren. Die erste Viertelstunde des zweiten Durchgangs war von vielen gelben Karten geprägt, einige Spieler sahen sich gar der Bedrohung eines vorzeitigen Duschgang ausgesetzt, auch wenn man dann seine Ruhe hat und niemand Badelatschen, Duschbad oder Handtuch schnorren kann.


In der 64. Minute brachte Waack Mattis Goldberg, der sich nun ausreichend auf sein Semester vorbereitet hat, für Adonis Grap. In direkter Reaktion darauf gelang den Gästen das 1:7 durch einen präzisen Abschluss von Poteradi aus dem Rückraum. Joker Goldberg wiederum antwortete nach Steckpass von Erik Ludwigs in der 74. Minute mit dem zweiten Heimtor. Neumühle drückte in der Schlussphase angetrieben von Käptn Chrischi und Hoffmann auf weitere Treffer, scheiterte jedoch entweder am gegnerischen Schlussmann Stefan Wilhelm oder am Abseits. Und so fiel kurz vor Schluss noch das 2:8 durch Bohlmann, der aus 16 Metern einschob.


Somit wird auch das dritte Spiel in Folge für den Neumühler SV zur Enttäuschung, die man mit einem Torverhältnis von 3:16 beendet. Dadurch ist die Lage im Abstiegskampf nun bedrohlicher denn je. Mit der schlechtesten Abwehr der Liga liegt man nach wie vor auf Platz 13 und hat zum Relegationsplatz drei Punkte und das deutlich schlechtere Torverhältnis Rückstand. Die halbwegs gute Nachricht ist, dass sich nach wie vor sieben Teams im Abstiegskampf tummeln und die Teams aus Boizenburg, Neustadt-Glewe und Schönberg nicht punkteten. Letztere sind der nächste Gegner für die Schweriner, die damit die nächste Chance bekommen, die schlechten Leistungen und Ergebnisse wiedergutzumachen. Um den Klassenerhalt nicht mit noch mehr Anstrengungen zu verbinden, ist dies auch zwingend notwendig.


Neumühle spielt mit: Rusch – Grap (64. Goldberg), Zengel, Schröder, Kojetin – Dombrowski (18. Ludwigs), Schröder (C) – Boller, Kirchhoff, Hoffmann - Kern


Nächster Rückschlag im Abstiegskampf:
Herren verlieren gegen Tabellenletzten SV Fortschritt Neustadt-Glewe

Eigentlich hatte das Fußballjahr 2024 perfekt für den Aufsteiger Neumühler SV begonnen. Mit Siegen gegen die SG Carlow und den Brüsewitzer SV hatte man sich im Abstiegskampf der Landesklasse IV auf Platz 9 vorgekämpft. Die gute Ausgansposition ging aber danach mit zwei Niederlagen gegen TSV Empor Zarrentin und den damaligen Tabellenletzten SV Seenland Warin wieder Flöten, sodass die Schweriner sich vor dem auf Platz 11 wiederfanden und erneut gegen das aktuelle Schlusslicht der Tabelle, den SV Fortschritt Neustadt-Glewe, antraten. Der Kader war unter der Woche noch die größte Baustelle gewesen, so stand bis Freitag ein Startelfeinsatz des Trainers Thomas Waack in Aussicht. Neben dem langzeitverletzten Kapitän Lucas Ollhoff, der mit Mittelfußbruch die restliche Saison verpassen wird, fehlte unter anderem auch der zuletzt formstarke Marc Kirchhoff. Dieser hatte im Jahr 2024 in fünf Test- und Pflichtspielen sieben Tore erzielt. Zusammen mit Ollhoff, der genauso wie er neun Saisontore aufweist, erzielte er 50 Prozent der insgesamt 35 Saisontore des SV. Glücklicherweise fanden sich doch noch zwei Spieler, und mit dem von den Altherren geklauten Roland Trilck standen Co-Trainer Barry, heute in der Chefrolle durch den kurzfristigen Ausfall von Waack, immerhin 13 größtenteils fitte Spieler zur Verfügung. So wurde sein eigener Einsatz als Spieler nicht mehr benötigt. Da er bei der Entsorgung seiner Fußballtasche anscheinend auch seine Schienbeinschoner gleich mit weggeschmissen hat, musste er sich ohnehin erstmal ein neues Paar schnorren, um überhaupt spielen zu können. Nichtsdestotrotz zog er sich erstmal mit um.

Schon alleine die Anfahrt wurde für einige zur ersten Herausforderung, da man nicht wusste, wo sich die Parkplätze für das Stadion befanden. Nachdem Thomas Penz sein mit allem Schnickschnack ausgestatten Edelflitzer fast bei Oma Gertrud im Vorgarten geparkt hatte, fand er doch noch die ausgewiesenen Parkflächen. Der Rasen im Stadion der Lederwerker in Neustadt-Glewe schockierte schon allein aufgrund seiner Größe so manchen Spieler, das hohe Gras, das für einen stumpfen Untergrund sorgte, tat zusätzlich sein Übriges. Erik Ludwigs zeigte sich trotz der herrlich warmen 24 Grad als Gegenteil eines Sommerfrischlers und reiste stilecht mit Mütze an. Vielleicht wollte er so verhindern, dass das Haargel schmilzt und die Frisur zerstört wird. So schön ein solches Sommerwetter im April auch ist, so unangenehm ist es, dabei über einen riesigen Rasenplatz zu hetzen.

Coach Barry reagierte auf die Anforderungen des Spielfeldes und fordert von seinen Leuten vermehrt lange Bälle auf die Außen Dominic Kern und Justin Boller, die ihr Tempo ausspielen sollten. Jedoch hatte der Neumühler SV große Schwierigkeiten, mit den Gegebenheiten klarzukommen. Bereits früh im Spiel hatten die Gastgeber drei Halbchancen per Kopf nach ruhenden Bällen, die aber allesamt ihr Ziel verfehlten. Eine erste Großchance gab es, als die Viererkette der Landeshaupstädter mit einem Chip-Ball a la Kimmich überspielt wurde, der gegnerische Angreifer aber leicht bedrängt von Neuzugang Robert Hahn die Kugel am Kasten von Schlussmann Benjamin Schröder vorbeischob. Jene Neuverpflichtung aus Greifswald hatte große Schwierigkeiten mit Platz, Wetter und seinem Körper und kam somit kaum ins Spiel. Aus dem Nichts ergab sich die erste und einzige aussichtsreiche Schussmöglichkeit der Käste, als Kapitän Christian Schröder für Boller ablegte, sein Abschluss im Sechzehner aber von einer perfekten Grätsche geblockt wurde. Ansonsten dominierte Neustadt-Glewe das Spiel und spielte keinesfalls wie ein Tabellenletzter. Dass es bis zur Halbzeit 0:0 stand, lag hauptsächlich an der schlechten Chancenverwertung des Gastgebers, der vor allem am schlechten Rasen und an sich scheiterte. Somit war das Halbzeitergebnis noch das Beste für den Gast.

Coach Barry verzichtete auf Wechsel und schwor seine Spieler auf die zweite Hälfte ein. Diese begann auch deutlich vielversprechender für Neumühle. Die langen Bälle aus dem Mittelfeld kamen erstmalig an. Urgestein Henrik „Koje“ Kojetin, länger im Verein als so mancher Teamkollege auf der Welt, suchte Linksaußen Kern mit einem schönen Flugball, der aber nicht ankam. Kurz darauf schlenzte Mittelstürmer Stephan Schulz die Kugel vom Strafraumrand mit faszinierender Flugkurve aufs Tor, fand aber in der Latte seinen Meister. Kurz darauf kam Rechtsaußen Boller nach schönem Solo zu einem Abschluss, schoss aber zu zentral. Auch Elfmeterrufe wurden nicht erhöht, als Kern im Sechzehner fiel, der Schubser des Abwehrspielers vermutlich aber zu wenig war für einen Strafstoß. Diese Drangphase wurde jedoch von der Gegenoffensive jäh unterbrochen. So scheiterte Neustadt-Glewe mit einem Freistoß aus 20 Metern am Außenpfosten und mal wieder an den eigenen Nerven, als ein Spieler alleine vor Schröder die Kugel über das Gehäuse hob. Kurz darauf rettete der Neumühler Schlussmann sein Team vor dem Rückstand, als er im Eins-gegen-Eins stark parierte und auch den Abpraller sicherte. Zuvor hatte Kapitän Schröder aus Versehen per Pike einen perfekten Steckpass zum Gegner gespielt und ihn besser eingesetzt als die eigenen Mitspieler an diesem Tag. Die aufkommende Frage, ob er das Trikot des Gegners unter dem Neumühler Jersey trage, war daher nicht ganz unberechtigt.

In der 66. Minute war das Glück der Schweriner schließlich aufgebraucht. Tom Herrmann wurde steilgeschickt, die Neumühler Abwehr lief mal wieder nur hinterher und auch Keeper Schröder konnte nicht verhindern, dass der Ball im kurzen Eck einschlug. Zu diesem Zeitpunkt war der Treffer auch wieder verdient. Die Gastmannschaft konnte auch danach nicht wieder ins Spiel finden und bekam nach wie vor die Zentrale nicht in den Griff und hatte auch in der Abwehr stets das Nachsehen. In der 83. Minute erhöhte Kevin Lau per Lupfer auf 2:0 und erzielte damit die Vorentscheidung. Nur sechs Minuten später stellte Paul Marchewski auf 3:0, auch wenn Koje davor ein Handspiel gesehen haben wollte. Schiedsrichter Michael Schmidt sah es anders und ließ den Treffer zählen. Nur vier Minuten später folgte sogar noch das 4:0 durch Kevin Lau, Neumühle konnte diesem noch weniger entgegensetzen als die CDU der Legalisierung der Homo-Ehe. Danach beendete der Unparteiische das Spiel und ließ die Neustädter (oder Glewener? Neustadt-Glewenianer?) jubeln.

Das Spiel wurde somit für die Schweriner zur nächsten großen Enttäuschung binnen einer Woche. Erneut verlor man gegen den Besitzer der roten Laterne und hat nur noch einen Punkt Vorsprung auf diesen. Da die direkte Konkurrenz aus Warin, Rehna sowie Schönberg punktete und auch der Stadtrivale Schweriner SC gewann, rutscht man auf den vorletzten Platz ab. Immerhin steht zwischen der aktuellen Platzierung und dem rettenden Ufer nur die schlechtere Tordifferenz, auch Platz 9 ist nur vier Punkte entfernt. Dennoch bedarf es einer kräftigen Leistungssteigerung, um beim nächsten Duell mit einem direkten Abstiegskonkurrenten endlich wieder Punkte zu holen, wenn man den Rehnaer SV auf der hauseigenen Ranch empfängt. Das Beste war noch, dass Coach Barry sich nicht einwechseln musste. Dieser gesellte sich trotzdem nach Abpfiff wie selbstverständlich unter die Dusche, als hätte er grade sechzig Minuten den Platz umgepflügt. Vermutlich wollte er sich die Dusche zu Hause ersparen, Wohnen ist ja teuer heutzutage. Die Leistung seines Teams dürfte ihm aber genug Schweißtropfen auf die Stirn und andere Körperflächen getrieben haben, um diese abwaschen zu müssen. Neustadt-Glewe trifft bei der Jagd nach weiteren Punkten am nächsten Spieltag auf die SG-Carlow.

Neumühle spielte mit: Schröder – Penz, Hahn, Hillmer, Bebernitz – Dombrowski, Kojetin – Boller, Schröder (C) (81. Trilck), Kern (74. Ludwigs) - Schulz

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23. Oktober 2025
Nachdem sich der Neumühler SV mit drei Siegen in Folge aus der sportlichen Krise gekämpft hatte, wartete am achten Spieltag der Kreisliga Schwerin-Nordwestmecklenburg ein echter Gradmesser auf die Rancher. Der Gostorfer SV, Tabellenzweiter und mit dem besten Torschützen der Liga ausgestattet, reiste in den besinnlichen Stadtteil der Landeshauptstadt und wollte mit seiner starken Offensive an das 8:2 anknüpfen, mit dem man zuletzt Boltenhagen aus dem Stadion geschossen hatte. Die Gastgeber konnten dahingegen eine starke Verteidigung aufweisen, die in den letzten drei Spielen nur ein Gegentor hinnehmen musste. Baruschke konnte dafür erneut auf einen breiten Kader zurückgreifen, in dem mit Felix Sperling und Luis Leipold zwei Neuzugänge von der HdBA (Hinein damit, Bier und Alkohol) standen. Letzterer durfte gleich in der Startelf ran, in der es zu einer Rückkehr kam, die sehnsüchtig erwartet wurde wie die Bestellung bei Lieferando: Fabian Bebernitz feierte nach überstandener Langzeitverletzung und insgesamt 18-monatiger Abwesenheit sein Comeback und durfte den linken Flügel beackern. In der Sturmspitze sollte Salchow versuchen, mit den feindlichen Goalgettern mitzuhalten. Bei schönem Sonnenschein pfiff der Unparteiische Ratschat vor 70 Zuschauern die Partie an, welche noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Direkt zu Beginn zeigten die Gäste, dass sie nicht nur gut den Ball ins Tor, sondern auch dem Gegner in die Beine dreschen konnten. Mehrmals traf es Abwehr-Sulkowski fernab des Balles. Ohne großes Gezeter rappelte sich der Abwehrmann aber immer wieder auf und war nicht kleinzukriegen. Beide Teams waren um Spielkontrolle bemüht, was dem NSV besser gelang. Bis zur ersten Chance musste man zwar warten, doch die hatte es dann in sich wie eine Pizza Calzone. Rückkehrer Bebernitz erhielt den Ball und schlenzte ihn von halblinks mit dem schwächeren rechten Fuß unhaltbar ins lange Eck, Seifert flog vergeblich. Nun wurde allen Schwerinern klar, wieso der Torschütze so lange ausgefallen war. In dieser Zeit hatte er anscheinend sein rechtes Bein im Abschluss trainiert, das er sonst nur zum Stehen verwendet. So kam auch die sehr lange Abwesenheit zustande, Schießen war sonst nie sein Steckenpferd gewesen. Diese Führung in Minute 16 fiel etwas aus dem Nichts, war aber nicht unverdient und markierte den Beginn eines selten gesehenen Torreigens. Nur vier Minuten später erhöhte Wunderknabe Dombrowski nach feiner Einzelaktion auf 2:0. Gostorf antwortete mit der ersten eigenen Chance, die aus guter Position aber deutlich verzogen wurde und vielfachem Ball-über-den-Zaun-Bolzen. So mancher Nachbar freute sich an diesem Tag über ein neues Spielgerät für das Kind oder Haustier. In der 27. Minute traf Hoffmann dann zum 3:0. Eine schöne Kombination über rechts endete mit seinem Abschluss, den Seifert noch ablenken konnte. Ein Gostorfer Verteidiger schien aber gelähmt wie ein Reh im Scheinwerferlicht, die Kugel prallte an sein Bein und eumelte von da an den Pfosten und schließlich über die Linie, selbst ein graziler Ballett-Ausfallschritt-Klärungsschwinger konnte nicht mehr helfen. Mancher Heimfan rieb sich ein wenig verwundert die Augen über die gnadenlose Effizienz. Gästetrainer Wendland reagierte bereits nach 31 Minuten mit dem ersten Wechsel, der aber nicht half. Erst traf Dombrowski den Pfosten, kurz darauf zielte er genauer. Sein Doppelhackenpasstrick misslang eigentlich, prallte aber genau zu Hoffmann, der dies zum Doppelpass nutzte. Dombrowski tauchte rechts im Strafraum auf und schweißte die Kugel in die lange Ecke (Ratschat kam vermutlich nicht mit dem Offensivfeuerwerk hinterher und notierte sich einige Torschützen verkehrt, Anm. d. Red.). Erst in der 41. Minute wurde nun Gostorf zum ersten Mal richtig gefährlich, scheiterte aber an Schlussmann Rusch, dem die Fans kurzerhand Doping unterstellten. Anders konnte man sich seine souveräne Leistung nicht erklären. Doch Neumühle ließ sich davon nicht unterkriegen und antwortete mit einem Doppelschlag noch vor der Pause. Erst hämmerte Hoffmann den Ball ungewohnt wuchtig und ungewohnt präzise mit dem ungewohnten linken Fuß ungewohnt hoch unter die Latte. In der Schlussminute erhöhte Bebernitz erneut auf 6:0 und brachte damit die Ranch endgültig zum Beben, als er nach ein wenig Unordnung die Übersicht behielt und lässig einschob. Zwischendurch fiel Abwehrass Grap mal wieder mit einer selbst verschuldeten Bruchlandung auf dem Geläuf auf, als er unter einer Flanke durchtauchte. Spielern, Fans, Tieren und den Anwohnern, die aufgrund des nicht enden wollenden Lärms aus dem Fenster schauten, hing vor Staunen die Kinnlade bis zu Kniekehlen und Kapitän Schröder schien darauf zu warten, dass ihn einer kneifen würde. Dies geschah jedoch nicht (oder passierte erst später beim Duschen?). Während die Gastgeber guter Dinge in die Kabine marschierten, blies Wendland seiner ideenlos und gehemmt auftretenden Truppe gehörig den Marsch. Trotz der sehr hohen Führung fürchteten einige Unterstützer nach dieser einmaligen Halbzeit eine noch einmaligere Aufholjagd des eigentlich so offensivstarken Gegners. Ohne Wechsel ging es weiter in Durchgang zwei. Hier boten sich Gostorf anfänglich einige Abschlusssituationen, die aber ungenau abgeschlossen wurden. Das 7:0-Blitz-K.O. fiel dann in der 56. Minute durch Dombrowski, der in diesem Spiel wie so viele seiner Mitspieler zur absoluten Galaform auflief. Eine rustikale Grätsche übersprang er leichtfüßig, als würde ein Einhorn über einen Ast galoppieren. Es folgte ein kurzes Dribbling und der Schlenzer ins Netz hinein. Nun schien die Führung Baruschke auch sicher genug zu sein, um zu wechseln. Hoffmann und Zengel verließen den Platz, für sie kamen Ludwigs und MV’s bester Kreis-Opa-Liga-Spieler B. Schröder hinein. Eine 6:0-Führung wäre mit diesem auf dem Feld schlicht zu unsicher gewesen. Doch die Sturmläufe der Schweriner wurden hierdurch nicht gebremst. 180 Sekunden später eroberte Dampfwalze Bebernitz links mit Hilfe seines stahlharten Athletenkörpers das Spielgerät, walzte über den Flügel und gab nach innen. Dort hielt Leipold gekonnt den Nagel des kleinen Zehs in die Flanke und verlängerte die Kugel damit im Schneckentempo in die lange Ecke. Seifert, der einem an diesem Tag leidtun konnte, war erneut chancenlos. Nun verflachte die entschiedene Partie doch merklich. Baruschke brachte per Dreifachwechsel Burghardt, Holst und Debütant Sperling für Bebernitz, Grap und Salchow. Mal wieder hatte der Amateurfußball mit dem Bebernitz ihm sein Traumcomeback eine wunderbare Story geschrieben. Sperling holte sich in seiner ersten Aktion gleich die gelbe Karte ab, allgemein war das Zücken des gelben Kartons für Ratschat in den nächsten Minuten die aufwendigste Beschäftigung. Vor den Toren passierte wenig und der Coach der Gäste musste des Feldes verwiesen werden, da er sein Meckern über den Schiedsrichter nicht einstellen konnte. Ein trauriges Highlight gab es noch, als sich ein Spieler des Gostorfer SV schwerer am hinteren Oberschenkel verletzte und schließlich huckepack vom Feld transportiert werden musste. Wir wünschen an dieser Stelle gute Besserung! Auf dem Feld fiel Torjäger Brandt mit einem Freistoß auf, den er wie an der Schnur an die Latte nagelte. Rusch schaute sich die Sache cool an, da hatte er gekonnt per Augenmaß alles richtig eingeschätzt. Als alle im Kopf beim Bier nach dem Abpfiff waren (außer Grap, der hatte sich ein solches Erfrischungsgetränk gleich nach der Auswechslung geholt), fielen doch noch zwei Tore. Brandt drosch einen Freistoß durch die Mauer (was war da denn los!?) am verdutzten Rusch vorbei, der seine Tentakel nicht rechtzeitig sortiert bekam. Ein unnötiger wie bitterer Gegentreffer, zumal der Torschütze vorher den Freistoß schnell ausgeführt hatte und ihn ungefährlich am langen Eck vorbeigeschossen hatte. Da Ratschat aber noch nicht freigegeben hatte, durfte Brandt trotzdem wiederholen und nutzte seine zweite Chance in der 85. Minute. Nur eine Minute später umkurvte er nach einem Steckpass Rusch und vollendete zum Doppelpack. Heikel wurde es ebenfalls, als Sulkowski und Burghardt gleichzeitig aufgrund von Verletzungen den Platz verlassen mussten und keine Wechsel mehr zur Verfügung standen. Glücklicherweise konnte Neumühle das Spiel dann aber mit öölf Spielern beenden, da die Blessuren nicht so schlimm waren. So hatte Physio Lauri auch noch ihren Einsatz. Am Ende stand ein 8:2-Heimsieg des NSV, an den vorher vermutlich die wenigsten geglaubt hatten. Offensiv zeigte man sich kälter als eine Hundeschnauze, defensiv ließ man 85 Minuten so gut wie nichts zu und muss sich eventuell ein wenig über die beiden Gegentreffer ärgern. Doch dies ändert nichts an diesem phänomenalen Spiel, das an diesem Tag auf der Ranch gezeigt wurde. Sollten Forscher jemals Aufzeichnungen über diesen Fußballverein finden, wird in diesen über jenes Spiel berichtet werden, so viel ist sicher. Durch diesen Kantersieg etabliert sich Neumühle in der oberen Tabellenhälfte und überholt dabei die Gäste, auch wenn es nach wie vor eng wie in einer chinesischen U-Bahn zugeht. Platz Neun und Platz Zwei trennen jetzt fünf Punkte, über allem thront die SG Schlagsdorf/Mustin mit bereits neun Punkten Abstand und kann vermutlich jetzt schon für die Kreisoberliga planen. Nach einem Pokalwochenende kommt es in der Liga dann zum Derby in der Landeshauptstadt zwischen dem Neumühler SV und dem Burgsee Verein Schwerin, wenn man am 9. Spieltag auf dem Dreesch gastiert. Der Gegner lauert nach einem geschenkten Sieg durch Nichtantritt des Gegners mit nur einem Zähler weniger in der Tabelle auf Platz 4. Neumühle spielte mit: Rusch – Grap (72. Sperling), Zengel (57. B. Schröder), Sulkowski, C. Schröder (C.) – Schöwe, Dombrowski – Leipold, Hoffmann (57. Ludwigs), Bebernitz (72. Holst) – Salchow (72. Burghardt)
14. Oktober 2025
Nach dem Fehlstart in der Liga mit nur zwei Punkten aus vier Spielen hatte sich der Neumühler SV mit zwei Siegen zuletzt wieder etwas stabilisiert und machte auch bei der bitteren Pokalniederlage gegen den FC Selmsdorf eine gute Figur. Nun musste man gegen den Tabellenzweiten aus Bad Kleinen den Formanstieg erneut bestätigen. Dafür reiste man am 7. Spieltag in das gar nicht so weit entfernte Waldstadion. Für dieses Unterfangen musste man auf Coach Baruschke verzichten, der seltsamerweise Privates über den NSV stellte. Dafür durfte sein Vize Münchow sich in ungewohnter Chefrolle versuchen und lief mit stolzgeschwellter Brust herum. Leider stand sein Sprössling Bastian Burghardt nicht zur Verfügung, da er krank im Bett lag. Stattdessen stand endlich wieder Bomber Ludwigs im Kader und auch Student Wende war zurückgekehrt. Dieser durfte gleich von Beginn an in der Sturmspitze ran und trug als echter Vollstrecker natürlich die Trikotnummer 3. Bereits vor dem Spiel gab es den ersten Mogelversuch der Gastgeber, doch Chefermittler B. Schröder (oder Sherlock?), der wieder im Abwehrzentrum verteidigte, roch den Braten sofort. Als er sah, wie Flügelflitzer Hoffmann den Spielball mit seinen Spaghettiarmen zusammendrückte, erkannte er sofort, dass der Kugel Luft fehlt wie ihm selbst nach einem 100-Meter-Sprint. Trotzdem legte der Unparteiische Dirk Otto diesen erstmal zum Anstoß bereit, nachdem die Teams zum Fußball-Klassiker „I’m a Barbie Girl“ eingelaufen waren. Er bekam jedoch sofort die Quittung, denn als der Ball doch noch ausgetauscht werden sollte, wurde er unabsichtlich von diesem getroffen, als die Knitte in Richtung Wechselbank gedroschen wurde. So begann die Partie mit etwas Verspätung bei herrlichem Sonnenschein, der aber bald weichen sollte. Das einzig Dynamische zu Beginn der Partie war der Wind, der durch die wenigen Bäume pfiff. Auf dem Feld begann das Heimteam aktiver und verzeichnete die ersten Abschlüsse. Beim ersten wackelte Schlussmann Rusch, lenkte den eigentlich ungefährlichen Ball mit seinen Tentakeln aber noch irgendwie zur Ecke. Diese wurde kurz ausgeführt, Neumühle gewährte mehr Raum als eine Penthouse-Wohnung und hatte Glück, dass der Schuss am langen Eck vorbeizischte. Kurz darauf fabrizierte Abwehrass Grap beinahe ein Eigentor nach einem Missverständnis mit Rusch, klärte seinen Kopfball aber kurz vor der Linie. Nach behäbigen ersten zehn Minuten verzeichneten auch die Gäste ihre ersten schwachen Abschlüsse. Dann war es erneut Grap, der für ein Highlight sorgte. Einen langen Ball klärte er eindrucksvoll mit einem seitlich gehechteten Bauchklatscherkopfball und legte damit den Grundstein der Grap’schen Fallspiele, die in der restlichen Partie folgen sollten. Zeitgleich verkörperte er damit auch die etwas stabiler gewordene Defensive der Schweriner. Diese profitierte auch vom Rückenwind, der die vielen langen Bälle etwas abschwächte. Etwas aus dem Nichts fiel dann in der 18. Minute die Führung für Neumühle. Eine flache Hereingabe von links wurde nur gestoppt und nicht geklärt, sodass Wende den herumliegenden Ball ansatzlos ins linke Eck hämmerte. Wer meinte, dass das Spiel jetzt richtig beginnen sollte, lag falsch. Viel spielte sich zwischen den Strafräumen und im wahrsten Sinne auf dem Rasen ab, da Spieler beider Seiten Probleme mit dem etwas welligen Geläuf hatten. Besonders Grap hatte hier, wie schon angesprochen, einige Probleme und stolperte mehrfach ohne Gegnereinwirkung über seinen Schatten. Einen kurzen Schreckmoment gab es, als Kapitän C. Schröder laut schreiend nach einem Zweikampf zu Boden ging. Münchow standen sofort die Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben. Als sich mit L. Holst ein möglicher Ersatzmann warm machte, gab der Anführer aber schon wieder Entwarnung. Währenddessen musste Bad Kleinen das erste Mal verletzungsbedingt wechseln, was noch häufiger vorkommen sollte. Etwas später profitierten die Gäste von einem krassen Torwartfehler. Nach einem feinen Steckpass von Dombrowski, der heute nicht wie gewohnt seine Fußballwunder vollbrachte, auf Linksaußen Hampusch, tauchte dieser links im Sechzehner auf. Der Jungspund, der beim Bierkauf noch nach seinem Ausweis gefragt wird, sah, dass Heimkeeper Schombach sein kurzes Eck offen präsentierte wie Bauarbeiter ihre Analrinne. Reaktionsschnell piekte er die Pille cool hinein und feierte mit seinen Kollegen seinen ersten Treffer für seinen neuen Verein. Danach passierte bis auf weitere Stürze von Grap nicht mehr viel in Hälfte eins. Hampusch verzog noch einen Traumtorversuch aus 30 Metern knapp über die Latte, die restlichen Abschlüsse beider Teams blieben ungefährlich. Da Otto anscheinend keine Lust auf Nachspielzeit hatte, ging es pünktlich nach 45 Minuten in die Katakomben. Die Gastgeber blieben lange in der Kabine und stellten auf Viererkette um, da Dreier- bzw. Fünferabwehr zu viel Raum geboten hatte. Ebenfalls wechselten sie zweimal. Dennoch kam der NSV durch R. Holst(-Fuß) zur ersten guten Chance, als er nach einem langen Ball freistehend zu zentral auf Schombach schoss. Trotzdem zeigte die Umstellung Wirkung. Bad Kleinen fand deutlich besser ins Spiel und die Rancher bolzten zu viele Bälle blind nach vorne. Detektiv B. Schröder musste für seinen geschlagenen Torhüter Rusch per Grätsche vor der Linie klären. Ansonsten fiel bei Neumühle nur Grap durch erneutes Hinfallen auf. Münchow wollte frische Beine bringen, doch Joker Ludwigs brauchte länger zum Anlegen seines Trikots als für das Umziehen vor dem Spiel. Auch von den antreibenden Worten des Trainers ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Somit erweckte er den Eindruck, als wolle er gar nicht spielen. Münchow hingegen trieb es die Zornesröte ins Gesicht. Währenddessen hatte Dombrowski nach einem gezielten langen Ball von Zengel eine gute Chance liegen lassen. Danach konnte der Wechsel endlich planmäßig durchgeführt werden, in der 65. Minute betrat Ludwigs zusammen mit Salchow den Platz, mit Hampusch und Wende mussten die beiden bisherigen Torschützen runter. Nach wie vor wirkte Neumühle aber unkonzentriert und konnte sich bei Bad Kleinen bedanken, dass diese ihre Chancen schlecht ausspielten. In der 71. Minute wurden die Angereisten unfreiwillig zurück ins Spiel geholt. Dombrowski eroberte den Ball im Pressing und steuerte den gegnerischen Strafraum an, sein Gegenspieler zerrte an seinem Trikot, als wolle er es ihm mit bloßer Hand vom Körper reißen. Als dies nicht klappte, versuchte er es mit einer eingesprungenen beidbeinigen Scherengrätsche, als Dombrowski gerade zum Schuss ausholte. Nach dieser Sense, mit der man auch hätte Getreide ernten können, sah jener Mann völlig zurecht die glatt rote Karte, auch wenn Dombrowski seinen Abschluss noch durchbrachte, diesen aber rechts vorbeilegte. Den folgenden Freistoß schnippelte R. Holst überraschend feinfühlig in die Torwartecke und war Nutznießer eines Stellungsfehlers von Schombach, der sich hinter seiner Mauer versteckte wie einst Walter Ulbricht. Durch das 3:0 und die Überzahl war das Spiel entschieden, auch wenn man nicht bemerkte, dass ein Team einen Spieler weniger auf dem Feld hatte. Während Grap durch weitere Bruchlandungen auffiel, bog das Spiel in seine finale Phase ein. In dieser machte dann Mittelfeldmotor Schöwe alles klar, als er eine Flanke von Ludwigs, der sich vor dem Einwechseln klug geschont hatte, artistisch per Seitfallzieher auf Oberschenkelhalshöhe ins Tor drückte. Münchow brachte für die letzten Minuten Maschler, L. Holst und Lode für Hoffmann (der in diesem Spiel zu wenig außen blieb), C. Schröder und Dombrowski. Maschler fiel in seiner ersten Aktion durch einen genialen Außenristheber auf Ludwigs auf, der diesen aber nicht final verwerten konnte. Lode hatte die Chance aufs 5:0, als er eine Flanke volley aufs Tor lenkte, aber nur Schombach anschoss. Nach Graps neunten Sturz war die letzte Frage des Spiels, ob er sich noch ein zehntes Mal in dieser Begegnung zu Boden legen würde. Diesen Gefallen tat er aber nicht, stattdessen schrie er Lode an, dass dieser mehr laufen solle. Da der Unparteiische anscheinend pünktlich zu Hause sein musste, gab es wieder keine Nachspielzeit und Neumühle feierte einen 4:0-Auswärtssieg. Das hohe Ergebnis trügt hierbei ein wenig. Die erste Halbzeit war außer den zehn Minuten am Anfang noch solide, in der zweiten stellte man das Fußballspielen aber größtenteils ein und hatte Glück, dass der Gegner an diesem Tag zu nicht mehr in der Lage war. So musste Rusch keine einzige echte Parade zeigen und verbrachte somit mehr Zeit auf seinen Füßen als Sturzflieger Grap. Vor allem Haudegen B. Schröder freute sich über das Spiel zu Null mit bzw. trotz ihm. So konnte man sich über den dritten Sieg in Folge freuen, mit dem man sich weiter von den Abstiegsplätzen distanzieren kann. Im sehr engen Tabellenmittelfeld belegt man nun den sechsten Platz. Hierbei liegen zwischen dem Neunten und dem Zweiten aber lediglich vier Punkte, wobei alle Aufsteiger unter den ersten Sieben zu finden sind. Einen solchen starken Emporkömmling empfängt der NSV nächste Woche, wenn mit dem Gostorfer SV der aktuelle Tabellenzweite anreist. Dieser hat mit Jerome Brandt den besten Torschützen der Liga in den Reihen, er war bisher 13-mal erfolgreich. Neumühle spielte mit: Rusch – Grap, Zengel, B. Schröder, C. Schröder (C) (83. L. Holst) – Dombrowski (86. Maschler), Schöwe – Hoffmann (83. Lode), R. Holst, Hampusch (65. Salchow) – Wende (65. Ludwigs)
7. Oktober 2025
Am 7. Februar 2026 ist es endlich wieder soweit – das HWP-Hallenmasters des Neumühler SV, Schwerins
1. Oktober 2025
Am 7. Februar 2026 ist es endlich wieder soweit – unser HWP-Hallenmasters, Schwerins größtes Fußball-Hallen-Event geht in die vierte Runde. Der Ticketverkauf startet am 1. Oktober 2025.
30. September 2025
Nachdem im beschaulichen Schweriner Stadtteil Neumühle letzte Woche die Erleichterung über den ersten Saisonsieg zwischen den Einfamilienhäusern zu spüren war, blieb bei einem das Gefühl der fußballgöttlichen Erlösung durch Messias Dombrowski aus: Linksaußen Hoffmann vergab beim 4:0 gegen Dargetzow einige Chancen, sodass man den Eindruck gewann, bei ihm sei aufs Toreschießen bezogen Ho(p)ffi und Malz verloren. Die nächste Chance für ihn gab es am sechsten Spieltag, wo man auswärts auf den Tabellendritten SC Ostseebad Boltenhagen traf. Dieser hatte mit 12 Punkten aus fünf Spielen einen Start nach Maß gefeiert. Für die perfekte Vorbereitung waren Grap, Hahn und Lode stilecht im Oettinger-Transporter zum Treffpunkt angereist. Beim Kuscheln auf den drei Vordersitzen lernten sie sich ganz neu kennen. Vier Stiegen Dosenpils im Laderaum und Unheiligs Gassenhauer „Große Freiheit“ rundeten das Gesamtbild perfekt ab und prophezeiten die Emotion, die Hoffmann später empfinden sollte, perfekt voraus. Doch alles zu seiner Zeit. Nach der Ankunft im beschaulichen Boltenhagen wurde bereits die Ansprache von Coach Baruschke zum ersten Highlight. Da die beiden Kabinen, die man zugewiesen bekommen hatte, zu klein waren, traf sich die Mannschaft zur Besprechung in den Duschräumen, die etwas mehr Platz aufwiesen. Aber keine Sorge, alle waren bekleidet. Für die Startelf wurde der feuchte Traum eines jeden Amateurtrainers wahr, denn Baruschke musste nur zwei Änderungen vornehmen. Hahn und Hampusch rückten in die Startelf und verdrängten den abwesenden Stürmer-Sulkowski und R. Holst(fuß). Somit spielten Zengel und T. Sulkowski wieder auf ihren Schwiegermutter-Positionen in der Innenverteidigung. Während der Turbo-Erwärmung entdeckte Abräumer Hahn, dass seine Schuhe komplett aufgerissen waren. Grap bewies sofort seine Reparaturfähigkeiten und klebte diese mit Tape zu. Schließlich erbarmte sich Haudegen B. Schröder und verteilte ganz im Sinne von Dombrowskis Lehren Almosen an die Armen, also seine Schuhe an den verzweifelten Familienvater. Wie die beiden die gleiche Schuhgröße haben können, ist und bleibt ein Rätsel. Pünktlich pfiff Schiedsrichter Tietze-Böhm die Partie an und sofort entstand jenes Bild, das in der kompletten Partie bestehen bleiben sollte. Die Gäste dominierten die Partie und hatten Unmengen an Platz im Mittelfeld, der SC Ostseebad Boltenhagen stand kompakt um den eigenen Strafraum und versuchte mit hohen Bällen die physisch starken Stürmer um Kapitän Fink ins Spiel zu bringen. So entwickelte sich schnell ein Spiel auf ein Tor. Neumühle drückte wie ein verzweifelter Mann mit Verstopfung, es scheiterte aber noch an der letzten Aktion. Als Erstes zeigte sich Hampusch gefährlich, der aus kurzer Distanz die Latte traf. Letztendlich war es wieder mal Jungstar Dombrowski, der seine Jünger (oder Älter) in der 33. Minute erlöste. Wie so oft an diesem Tag hatte er im Halbraum zu viel Platz, drehte gekonnt auf und schloss aus 18 Metern gezielt ins Eck ab. Danach startete mal wieder ein Neumühler Chancenwucher. Erst fischte Schlussmann Schramek einen klassischen Bodenquetscher von Stürmer Salchow aus dem Winkel, dann parierte er noch gegen Dombrowski sowie Hampusch und verhinderte im Alleingang einen höheren Rückstand zur Pause, der aufgrund der Dominanz der Gäste hochverdient gewesen wäre. Baruschke brachte nach der Halbzeit mit Pohl einen neuen Mann für ganz vorne, Salchow blieb dafür unten. Pohl interpretierte die Stürmerposition in einer Kombination aus hängender Spitze, falscher Neun, stürmendem Zehner und planlosem Umhergeirre vollkommen neu und revolutionierte damit das Positionsspiel eines Angreifers. Die zweite Hälfte begann nach nur 180 Sekunden mit einem Schock für alle Beteiligten. Nach einem Missverständnis rettete Torhüter Burghardt einen Ball spät vor dem Seitenaus, Grap konnte unter Druck nur einen unkontrollierten Pass in die Mitte spielen und der spekulierende Fink erzielte aus dem Nichts mit der ersten ansatzweise gefährlichen Tornäherung der Gastgeber den Ausgleich, der unverdienter nicht hätte sein können. Davon musste sich der NSV erst einmal erholen, die folgenden Abschlüsse waren leichte Beute für Schramek. Die Überlegenheit der vorherigen Hälfte schwand etwas und Burghardt musste den ein oder anderen Ball weit vor seinem Gehäuse klären. Schließlich kam unerwartete Hilfe durch eine Standardsituation in Minute 64. Nach der ersten geklärten Hereingabe landete die Kugel bei Sulkowski, der sie von rechts quer durch den Strafraum spielte. Am langen Pfosten kam Hoffmann angerauscht und schloss freistehend ab, Hahn zog seine Wampe ein und das Spielgerät fand seinen Weg ins Gehäuse der Boltenhagener. Die Erlösung hatte somit auch den zuvor glücklosen Linksaußen gefunden und den Schwerinern die erneute und verdiente Führung beschert. Nur zwei Zeigerumdrehungen später fand eine schöne Kombination über rechts mit flacher Hereingabe vom starken Hampusch erneut Hoffmann, der sich erneut eiskalt zeigte und auf 1:3 erhöhte. Endlich hatte der angehende Lehrer dabei auch einen Tipp seines Kollegen Hahn berücksichtigt: Außen bleiben und nicht zu früh nach innen ziehen. Man lernt schließlich nie aus. Baruschke wechselte nach diesem Treffer und brachte mit B. Schröder und L. Holst dreieinhalb frische Beine für Grap und Hampusch. Dies zeigte sofort Wirkung, denn in der 68. Minute spielte der auffällige Pohl einen Zauberball auf den durchstartenden Schöwe, der vor Schramek am Ball war und danach nur noch ins leere Tor einschieben musste. Dieser Dreifachschlag entschied die Partie relativ früh, sodass das Spielgeschehen zunehmend verflachte. Mit Maschler und Lode kamen mit anbrechender Schlussviertelstunde erneut zwei Spieler neu in die Partie und ersetzten Hahn und Käptn Schrotti. In der 79. Minute krönte Hoffmann seine starke Leistung und erzielte seinen Hattrick, nachdem er Schramek gekonnt umkurvt hatte. Zehn Minuten später belohnte sich Pohl für seinen auffälligen Jokerauftritt und spitzelte die Knitte zum 1:6-Endstand in die Maschen. Zwischenzeitlich hatte Zengel, der die Binde von C. Schröder nach dessen Auswechslung übernommen hatte, die Chance, per Elfmeter zu erhöhen. Beim Abschluss rutschte er aber angeblich weg (würd ich dann auch sagen!) und knallte die Pille über die Querlatte. Schließlich beendete Tietze-Böhm seine souveräne Leistung mit dem Schlusspfiff. Am Ende des Tages stand damit auf der schicken Boltenhagener Kunstrasenanlage ein hochverdienter Auswärtssieg für den NSV, der noch höher hätte ausfallen können. Man dominierte fast die komplette Partie und überzeugte auch wieder spielerisch in einem Spiel, das man nicht unbedingt als Favorit begonnen hatte. Durch den zweiten Sieg in Folge klettert Neumühle zwischenzeitlich auf den sechsten Tabellenplatz, während Boltenhagen noch vom Gostorfer SV eingeholt werden könnte. Als Nächstes empfängt der NSV auf der heimischen Ranch den ligahöheren FC Selmsdorf zum Pokalspiel, in der Liga geht es eine Woche später im Derby gegen den aktuellen Zweiten aus Bad Kleinen weiter. Neumühle spielte mit: Burghardt – Grap (67. Schröder), Zengel, T. Sulkowski, C. Schröder (C.) (74. Maschler) – Hahn (74. Lode), Schöwe – Hampusch (67. Holst), Dombrowski, Hoffmann – Salchow (46. Pohl) Ohne Einsatz: R. Holst
von Heiko Schröder 23. September 2025
Mittlerweile konnte es beim Neumühler SV nicht mehr mit rechten Dingen zugehen. Woche für Woche gab es den nächsten Tiefschlag, und selbst die kleinsten Erfolgserlebnisse wurden schnell vom nächsten Unglück überlagert. Man konnte den Eindruck gewinnen, höhere Mächte hätten sich gegen den Verein verschworen – man bräuchte schon (fußball-)göttlichen Beistand, um diese Krise zu überwinden. Coach Baruschke rauchte vor dem fünften Spieltag, einem Heimspiel gegen den mit sechs Punkten ordentlich gestarteten Dargetzower SV, mächtig die Platte – auf der Suche nach mehr Ruhe im Spiel seiner Mannschaft. Am Ende stellte er das System zurück auf ein 4-2-3-1, um im Mittelfeld kompakter zu stehen. Außerdem musste Tausendsassa B. Schröder auf die Bank – seine familiäre Bindung zur Mannschaftsführung und ins Präsidium halfen ihm diesmal nicht in die Startelf. Für ihn begann Zengel in der Innenverteidigung. Dahinter ersetzte Jungstar Burghardt den angeschlagenen Rusch im Tor, und im Mittelfeld feierte der Anti-Alkoholiker Dombrowski sein herbeigesehntes Comeback nach Fußverletzung. Ein Wiedersehen gab es auch mit dem Unparteiischen: Wie schon in der Vorwoche leitete Carlsson die Partie, die eine sehr unterhaltsame werden sollte. Schon nach fünf Minuten gab es den ersten Aufreger: Carlsson übersah ein klares Stürmerfoul, wodurch sich für die Gäste die erste Riesenchance ergab – der Stürmer schoss jedoch freistehend aus wenigen Metern über den Kasten. Danach bemühten sich die Gastgeber um mehr Kontrolle und spielerische Akzente, was langsam Früchte trug. Bis auf einige Distanzschüsse sprang zunächst aber nichts Zählbares heraus. Eine erste gute Möglichkeit hatte Zengel, der nach einer Ecke per Kopf sein Ziel verfehlte – eine Szene, die sich im Laufe der Partie noch mehrfach wiederholen sollte. Gegen Ende der ersten Hälfte begann die erste Neumühler Drangphase. Kapitän „Schrotti“ zog einen Freistoß unter der Mauer durch, der knapp am Tor vorbeiging (Schlitzohr – den Trick hatte er letzte Woche schon probiert!). Kurz darauf scheiterte Hoffmann am Pfosten, während Grap und P. Sulkowski ihre Chancen liegen ließen. Der Halbzeitpfiff beendete diese starke Periode vorerst. Nach Wiederanpfiff eroberte P. Sulkowski den Ball, scheiterte am Schlussmann und wollte den Abpraller erneut verwerten, doch Carlsson unterbrach die Szene überraschend und gab stattdessen Freistoß für Neumühle – warum, wusste niemand so genau. Den ruhenden Ball jagte T. Sulkowski aus 25 Metern nur knapp über das Tor. Auf der Gegenseite musste Burghardt kurz darauf mit einer starken Parade retten, ehe der Nachschuss knapp vorbeiging. Danach entwickelte sich das Spiel endgültig zu einer Einbahnstraße Richtung Gästetor. R. Holst schoss drüber, Hoffmann scheiterte an Keeper Ruge, und Dargetzow wirkte zunehmend platt. Zeitspiel wurde ihr letztes Mittel. Gerade als keiner mehr so recht wusste, wer das erlösende Tor erzielen könnte, schlug die Stunde von Rückkehrer Dombrowski. Nach drei Wochen Verletzungspause schwang er sich in der 55. Minute zum „Rancher-Messias“ auf: Einen abgeblockten Distanzschuss hämmerte er ansatzlos ins lange Eck – die Massen jubelten ekstatisch, Bier floss in Strömen. Danach hatte der NSV Chancen, die Führung auszubauen. Doch es blieb zunächst bei ausgelassenen Möglichkeiten. Stattdessen hätte Dargetzow fast den Ausgleich erzielt – wieder nach einem übersehenen Stürmerfoul. Doch P. Sulkowski machte es wenig später besser: In der 70. Minute verwandelte er nach schnellem Einwurf von Dombrowski per Bauernpike, sein leicht abgefälschter Schuss trudelte ins lange Eck. Göttliche Erleuchtung durchströmte die 51 Zuschauer. Wenig später forderte Neumühle Elfmeter, nachdem Hoffmann im Strafraum zu Fall gebracht wurde – doch Carlsson sah auch dieses Foul nicht. Burghardt musste kurz darauf noch einmal eingreifen und verhinderte den Anschlusstreffer. Auf der Gegenseite hielt Ruge mit mehreren Paraden seine Mannschaft im Spiel. In der 80. Minute wechselte Baruschke dreifach: B. Schröder, L. Holst und Maschler kamen für Hoffmann, Sulkowski und Grap. Letzterer bestätigte nach seiner Auswechslung sein Image als „Walter Frosch 2.0“ – nur mit weniger Haaren und Bier statt Zigaretten im Stutzen. Mit Pils und Kippe feierte er am Spielfeldrand seine Leistung und bezeichnete sich als „Messi“ – wohl eher eine Anspielung auf seine Wohnung als auf seine Ballkünste. Die frischen Kräfte entschieden das Spiel endgültig. In der 83. Minute erzielte L. Holst per Kopf sein erstes Tor für den NSV. Nur drei Minuten später flankte B. Schröder ungewohnt präzise auf Antreiber Schöwe, der zum 4:0-Endstand traf. Kurz darauf pfiff Carlsson die Partie ab – womöglich zum Schutz der Gäste vor weiteren Gegentreffern. Lautstark feierte Neumühle den ersten Saisonsieg, den man sich durch die mit Abstand beste Saisonleistung hochverdient hatte. Mit mehr Konsequenz vor dem Tor hätte das Ergebnis sogar noch deutlicher ausfallen können. Trainer Baruschke zeigte sich zufrieden, und die Freude war groß, dass es auf der Ranch endlich wieder etwas zu feiern gab. Diesen Schwung will man am sechsten Spieltag mitnehmen – dann geht es auswärts an die Ostsee zum Tabellenzweiten Boltenhagen. Neumühle spielte mit: Burghardt – Grap (80. B. Schröder), Zengel, T. Sulkowski, C. Schröder (C.) – Dombrowski, Schöwe – R. Holst (65. Hampusch), Salchow (65. Lode), Hoffmann (80. L. Holst) – P. Sulkowski (80. Maschler) Ole Hoffmann verzichtete freiwillig auf einen Platz im Kader. Chefredakteur NSV
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